Mittwoch, 19. September 2012

Pizza, Pasta und Amore - Teil 2: cucina tipica

In den ersten Tagen des Urlaubs bin ich vor jedem hübsch gedeckten Tisch, vor jedem noch so italienisch anmutendem Schild, jedem Schaufenster und dergleichen stehen geblieben - dem Herrn Liebsten ein schnelles "warte kurz" zugerufen und klick klick klick ein, zwei oder auch gern mal 3(0) Fotos gemacht - anschließend habe ich mein süßestes Lächeln aufgesetzt und meinem Herrn Liebsten erklärt, das wäre alles für meinen Blog. Besonders heikel wurde es zum Teil abends in den Restaurants - ich konnte gar nicht anders als diese umwerfend angerichteten Köstlichkeiten zu fotografieren - da ist nur echtes Improvisationstalent gefordert, weil man ja nicht ansatzweise so viel Zeit und Ruhe dafür hat wie zu Hause - und so ganz ignorieren konnte ich die merkwürdigen Blicke vom Nachbartisch dann auch nicht, zu gern hätte ich mir einen Button mit der Aufschrift Foodbloggerin ans Kleidchen gepinnt. Das waren aber auch tatsächlich nur die ersten Berührungsängste - zum Ende des Urlaubs hin, habe ich teilweise sogar den Tisch für ein einziges Foto halb abgeräumt und der Herr Liebste hat geduldig gewartet und mich manchmal sogar schon von allein gefragt, ob ich denn gar kein Foto machen wolle. Ja, das Hobby ist nun immer mit dabei und es macht mir großen Spaß. Nun sitze ich hier allerdings und kann mich bei der Masse an Fotos überhaupt nicht entscheiden, welche denn nun gezeigt werden sollen - am Besten alle!


Wir haben wirklich ausnahmslos grandios gespeist und häufig direkt an der Uferpromenade mit Blick auf den See jede Menge frische Pasta, Fisch und einen Mezzo Litro Lugano genießen können. Ein absoluter Geheimtipp für frisch gegrillten Fisch, zum Teil direkt aus dem Lago di Garda, wie beispielsweise die Gardasee-Forelle, ist das Ristorante Osvaldo in Porto Portese. Idyllisch direkt am See gelegen nimmt man dort, zwar auf wirklich einfachem Plastikmobiliar Platz, dafür sitzt man im Grunde direkt im Freien auf Kieselsteinen unter mit Lampions geschmückten Bäumen. Angeboten werden hausgemachte Pasta und Fisch vom Holzkohlegrill. Der Herr Liebste und ich haben uns für die Fischplatte und einen Insalata mista entschieden und was soll ich sagen - mein Entschluss steht fest, nie wieder auf der ganzen Welt, außer im Ristorante Osvaldo, eine Fischplatte frisch vom Holzkohlegrill zu bestellen, weil es einfach gar nicht besser als an diesem Abend schmecken kann. Es war grandios und mit Abstand die beste Qualität, die wir je in einem Restaurant serviert bekommen haben.


Neben gegrilltem Fisch gab es natürlich jede Menge andere typische italienische Leckereien - Spaghetti alla Vongole, Pizza, Spaghetti Frutti die Mare, Pistazien-Gnocchi mit Schrimps und und und.


Ja, man muss schon zugeben, vom Kochen und frischen Lebensmitteln verstehen die lieben Italiener eine ganze Menge - vom Service oder allgemeiner Freundlichkeit schon weniger. Zumindest ist es uns überwiegend so vorgekommen. Es ging schon häufig damit los, dass wir uns unseren Tisch nicht selbst aussuchen durften - auch wenn das Restaurant noch nicht voll war und es keinerlei Reserviert-Schilder gab - zu zweit hat man sich ausschließlich an einen winzigen Tisch mit zwei Gedecken zu setzen. An sich ist das auch kein Problem, nur waren die Tische häufig so eng aneinander gestellt, dass wir beide von Glück sprechen konnten, nicht an Platzangst zu leiden. Darüber hinaus hat man auch nur in einem Restaurant mit gehobenem Ambiente und dementsprechenden Preisen das Recht, den Abend gemütlich bei mehreren Gängen und gutem Wein zu genießen. In einer einfachen Pizzeria kann man eher von Abfertigung als von gemütlichem Essen sprechen - ist der Teller leer, wird maximal gefragt, ob man noch einen Espresso möchte, wenn nicht, dann husch husch macht den Platz für die nächsten Gäste frei. Das klingt jetzt wahnsinng hart und nach stressigen Abenden, aber ganz so schlimm war es dann auch wieder nicht - dennoch haben wir am Ende des Urlaubs festgestellt, dass nicht ein Restaurantbesuch reibungslos abgelaufen ist - irgendetwas war immer und wenn nur die Bezahlprozedur eine knappe Stunde gedauert hat, hahahahaha. A propos bezahlen - die meisten Restaurants erheben eine sogenannte Service- oder Gedeckgebühr (coperta), die pro Person berechnet wird. Meistens liegt diese zwischen einem oder zwei Euro - es gibt aber auch Restaurants, die einen prozentualen Satz auf die Endsumme berechnen und da können zum Beispiel 13 % dann schon ganz schön viel sein - mit dem Trinkgeld darf man also in Italien gern ein wenig knauserig sein, laut Reiseführer ist es eh nicht üblich, verglichen mit Deutschland, so viel oder überhaupt Trinkgeld zu geben. 


Und dennoch - bei dem grandios leckeren Essen, sind die kleinen Unannehmlichkeiten mit dem Servicepersonal schnell vergessen - dem Koch sei Dank!

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