Mittwoch, 9. Oktober 2013

Weiß-blaue G'schichten Teil 1

Es ist eines von diesen Dingen, die man ein Mal im Leben erlebt haben sollte - die Rede ist vom Münchner Oktoberfest. Am Donnerstag vor knapp zwei Wochen war es soweit. Zur Frühstückszeit sind mein Herr Liebster und ich in Berlin gestartet und schnurstracks die A9 Richtung Oktoberfest herunter gepest. Nach einem kleinen Stadtbummel und einem zünftigen Mittagessen im Augustiner Brauhaus ging es direkt hinein ins Wiesn-Getümmel.


Dirndl, Lederhosen und Maßkrüge soweit das Auge reichte. Waaaahnsinn. Und dieser Geruch überall. Irgendein Gemisch aus Brathendl, gebrannten Mandeln und natürlich Bier. Mir fehlen immer noch ein wenig die Worte für das Erlebte. Im ersten Moment dachte ich, dass es gar nicht so großartig anders sei als der Hamburger Dom - Menschenmassen, Fahrgeschäfte, Fressbuden. Doch die berühmtberüchtigten Bierzelte sind nicht zu unterschätzen. 


Sie sind das Herzstück des Oktoberfestes. Ein solches Bierzelt wird 90 Tage auf- und 30 wieder abgebaut und das Alles für 2 Wochen Wiesn. Einen der begehrten Tische in einem solchen Bierzelt zu erhaschen, ist ein Kunststück und nur über einen recht komplizierten Reservierungsaufwand zu organisieren. Aber ehrlich gesagt war ich gar nicht traurig darüber, nicht drinnen Platz nehmen zu können und meistens froh, so schnell wie möglich aus der Maßkrughölle wieder heraus zu können. Es wird geschupst, gerangelt und natürlich gesungen. Die Luft ist stickig und heiß und selbst in Jeans und Turnschuhen hat man als Frau recht schnell fremde Hände an Stellen, wo sie definitiv nicht hingehören. Ein wenig gemütlicher, wenn auch nicht unaufgeregter, ging es in den Biergärten zu. Die Luft und der Lärmpegel sind wesentlich angenehmer, die Stimmung genauso ausgelassen wie drinnen und die Gäste am Nachbartisch ebenso amüsant bis peinlich und daneben. 


Wirklich überrascht hat uns die recht gute Qualität des Essens. Wenngleich 13,- € für eine Portion Käsespätzle und knapp 20,- € für Spanferkel mit Kartoffelkloß und Kraut nicht günstig sind, so erhält man wenigstens gute Qualität auf dem Teller, bedenkt man welche Massenabfertigung dort vorherrscht.


Darüber hinaus haben wir Halbstarke erlebt, die stehend auf einer Bierzeltgarnitur eine Maß innerhalb weniger Sekunden auf ein Mal wegtranken um anschließend mit Hausverbot und Ko...anfällen bestraft zu werden, völlig verrückt gewordene Schotten (in Schottenrock und Schlumpfkostüm), unglaublich nervenstarke Bedienungen, Umarmungen wildfremder Menschen, Geschupse und Gerangel, Liebesgeständnisse per Lebkuchenherz, das Oktoberfest im Riesenrad von oben, Mannschaftswagen der Polizei aus denen lautstark Volksmusik gespielt wurde und so vieles mehr. 


Das Oktoberfest - es ist eines von diesen Dingen, die man ein Mal im Leben erlebt haben sollte - wie eingangs bereits erwähnt. Ob mehr als ein Mal? Da bin ich mir nicht ganz so sicher. Mein ganz persönlicher Eindruck lässt sich (leider) nicht anders formulieren, als dass man dort mehr als heftig mit den Abgründen menschlichen Benehmens konfrontiert wird. Schafft man es dies auszublenden, bleibt der Eindruck zweier beschwingter Abende in Karo-Hemd und Rüschenbluse mit jeder Menge Spaß, recht gutem Essen und eben dem Erlebnis, das größte Volksfest der Welt besucht zu haben - Servus!!!

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